, Yves Lindegger

Rennbericht EWC Le Mans 2023- Yves Lindegger

Hallo zusammen

Wir sind zurück aus Le Mans und das erste 24h-Rennen der Weltmeisterschaft 2023 ist Geschichte.
Ich wusste, dass irgendwann die Zeit kommt, Euch mitzuteilen, dass wir ein Rennen nicht beendet haben. Nun sind wir leider an diesem Punkt angekommen. Eine ziemlich bittere Pille nach 21h kämpfen.

Die Woche begann schon ziemlich zäh. Da ich vor dem Rennen noch nie in auf dem Circuit Bugatti unterwegs war, musste ich bis zum ersten Quali am Donnerstag so schnell wie möglich einen guten Rhythmus finden und meine Zeiten hinbekommen. Es brauchte ein wenig Zeit, aber ich fühlte mich für das Q1 nicht schlecht. Kurz vor dem Quali setzte dann Regen ein. Mir war das relativ egal, da ich wusste, die Pace wird dann nicht so hoch sein und im Regen bin ich sicher unterwegs. Nach 9 Minuten wurde das Quali dann aber aufgrund eines Sturzes unterbrochen. Insgesamt 37 Minuten mussten wir in der Box ausharren und warten bis wir wieder auf die Strecke konnten.

In der Zwischenzeit stoppte der Regen und die Sonne brannte auf die Strecke. Gleich auf den ersten Metern realisierte ich, dass ich bei diesen Bedingungen mit den Regenreifen keine schnelle Zeit hinbekommen werde. Ich steuerte also direkt wieder die Box an, um die übrigen 11 Minuten mit den Slicks zu nützen. Leider traf ich dann die falsche Entscheidung und liess das Team nur den hinteren Reifen wechseln. Ich dachte, wir verlieren zu viel Zeit, wenn wir das Vorderrad auch noch wechseln. Da einige Fahrern mutiger waren, setzten sie die Qualizeit so hoch, dass ich mit dem Regenreifen vorne keine Chance hatte, diese zu erreichen. Platz 34 von 55 war das Endergebnis. Insgesamt 27 Fahrer wurden wegen den Wetterkapriolen nicht qualifiziert. Nun wusste ich, dass ich für das zweite Quali den Hammer auspacken sollte...

Am Freitagmorgen bei strömenden Regen ging ich fast als erster ins Quali und zeigte, wie wohl ich mich im Regen fühle. Lange bewegte ich mich gesamt unter den ersten 10. Mein Teamchef bevorzugte dann aber, mich von der Strecke zu nehmen, da ich sowieso qualifiziert war und um keinen Sturz zu riskieren. An Ende schaute der 14. Gesamtrang und 6. Platz in unserer Kategorie heraus.

Aufgrund der Qualizeiten meiner Teamkollegen platzierten wir uns dann auf der insgesamt 34. von 55 Startposition für das Rennen.

Das Rennen begann entäuschend. Bereits nach der ersten Runde musste mein Teamkollege aufgrund Bremsversagen die Box aufsuchen. Keine 5 Minuten im Rennen und bereits mit 6 Runden Rückstand auf der 54. Position. Nach dem Tausch der gesamten Bremsanlage liessen wir uns dann aber nicht aufhalten und begannen unsere Aufholjagd. Auf der 27 Position liegend dann der nächste Rückschlag. Einer meiner Teamkollegen rutschte auf Öl aus und das Motorrad musste repariert werden. Wir verloren erneut 10 Positionen und begannen die Aufholjagd erneut. Mittlerweile habe ich mich mit der Strecke angefreundet und konnte beachtliche Zeiten über die jeweils 60-minütigen Stints fahren. Ich übergab am Sonntag ca. um 10:00 das Motorrad meinem Teamkollegen auf dem 23. Gesamtrang und 11. in der Kategorie Superstock. Ich war echt zufrieden mit meiner Leistung. Ich fuhr zu dieser Zeit meine Bestzeiten und dies trotz den 3°C Aussentemperaturen, Nebel und Rauch auf der Strecke. Dann der Schock: Der zweite Sturz einer meiner beiden Teamkollegen in Kurve 1. Das Motorrad sah mittlerweile echt mitgenommen aus aber die Mechaniker haben einfach genial gearbeitet und alles wieder repariert. Mir war zu diesem Zeitpunkt klar, dass wir um keine Positionen mehr kämpfen. Die Zielankunft war ins Visier zu nehmen und keine Fehler mehr zu machen.

Der andere Teamkollege startete mit dem reparierten Bike und fuhr nach bereits drei Runden wieder gute Zeiten, sodass wir in der Box wussten, das Motorrad funktioniert wieder bis.......... Er nach 4 Runden erneut auf Öl ausrutschte.............

Unbeschreibliche Emotionen die durch den Körper strömen. Das Bike kam zurück und es war auf den ersten Blick zu sehen, dass unser Ende gekommen ist. Nach 21 von 24h, das ist hart. Du hast dich bei 3°C, morgens um 3 Uhr aufgerappelt, fuhrst was das Zeug hält. Du hustest unter dem Helm, weil der Rauch der brennenden Motorräder auf dem Fangelände in deine Lunge dringt. Du siehst nichts mehr, weil der Nebel am Morgen dein Visier beschlägt und du keine Abreisser mehr auf dem Visier hast. Du scheidest aus solch einem harten Rennen aus und hast nichts falsch gemacht. Willkommen in der Langstrecke.

Es ist der Dienstag nach dem Rennen und langsam, aber sicher habe ich mich damit abgefunden. Ich mache niemandem einen Vorwurf. Es kann immer und jedem etwas passieren. Schliesslich ist es eine Teamleistung, die zur Zielankunft führt und es kann jedem im Team ein Fehler unterlaufen.

Wie gesagt, ist es so wie es ist und nachtrauern wird uns nichts nützen. Ich bin mit meiner persönlichen Leistung äusserst zufrieden und ich freue mich, im Juni das erste Rennen in der WM zu bestreiten, bei welchem ich die Strecke schon kenne.
Vom 16. – 18. Juni werden wir das nächste Rennen in Spa Francorchamps bestreiten. Ich freue mich auf die Eau rouge und viele weitere grossartige Momente auf der für mich schönsten Strecke der Welt!

Danke an ALLE und bis bald Yves